Lucky kam 2014 mit der Hoffnung auf Arbeit nach Deutschland, nachdem er zuvor ein Jahr in Italien gelebt und dort eine Ausbildung als Schuhmacher absolviert hatte. Nachdem sich seine Pläne für Deutschland immer mehr als nicht erfüllbar erwiesen, machte ihn eine Sozialarbeiterin auf das Thema freiwillige Rückkehr aufmerksam.
Im Frühjahr 2021 wandte er sich an die Rückkehrberatungsstelle des Landkreises Tuttlingen, die ihm erklärte, wie der Prozess der Rückkehr funktioniert und welche Unterstützungsleistungen er bei einer freiwilligen Rückkehr erhalten kann. Die Rückkehrberatung stellte auch den Kontakt zu Newplacement International (NPI) her, einer reintegrationsvorbereitenden Maßnahme (RVM), die im Rahmen des Engagements des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu freiwilliger Rückkehr und Reintegration über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH beauftragt wurde.
In intensiven gemeinsamen Gesprächen mit Irmgard Kolbe, der Beraterin bei NPI, besprachen die beiden, wie Luckys Zukunft in seinem Herkunftsland aussehen könnte. Er plante sich zu Hause mit einer Hühnerfarm selbständig zu machen. Um sich das notwendige Know-How anzueignen, organisierte Irmgard Kolbe für Lucky eine Schulung bei einem Hühnerhof mit angeschlossener Produktverarbeitung. Parallel arbeitete Lucky zusammen mit der rückkehrvorbereitenden Maßnahme (RkVM) StartHope@Home von Social Impact an einem Business Plan für seine Hühnerfarm.
Über einen Reintegrationsscout der GIZ wurden Informationen über die Unterstützungsmöglichkeiten nach der Rückkehr in Nigeria eingeholt und zudem der Kontakt zu einem Berater der GIZ in Lagos hergestellt. In einem virtuellen Beratungsgespräch stellte Lucky dem Berater seine Geschäftsidee vor. Dieser wies ihn auf die Herausforderungen hin, die mit einer Hühnerfarm einhergehen. Unter anderem müsse Land erworben werden, das im Großraum Lagos extrem teuer ist und die Hühner müssten nachts bewacht werden, um sie vor Diebstahl zu schützen. Der Berater machte ihm als Alternative den Vorschlag eine Fischzucht mit Welsen zu starten. Der finanzielle und organisatorische Aufwand für den Aufbau der Fischfarm sowie für die Haltung und Zucht der Welse wurde vom Berater als geringer eingeschätzt.
In Beratungsgesprächen mit Dr. Kwabena Obiri Yeboah, dem lokalen Experten von NPI, der auf Kleinstgewerbeentwicklung spezialisiert ist, erarbeitete Lucky die Geschäftsidee der Fischzucht. Gemeinsam analysierten sie, wie die voraussichtlich zur Verfügung stehenden Sach- und Finanzmittel am besten im Projekt eingesetzt werden könnten. Dr. Yeboah vermittelte Lucky außerdem grundsätzliche unternehmerische Kompetenzen, um sein Unternehmen zu Hause erfolgreich starten zu können. Im Laufe der Beratung wurde Dr. Yeboah zu einer wichtigen Vertrauensperson für Lucky.
Nach seiner Ausreise im April 2021 arbeitete Lucky konzentriert an der Umsetzung seiner Geschäftsidee. Über das GIZ Beratungszentrum hatte Lucky die Möglichkeit, an einem dreimonatigen Fischzuchttraining teilzunehmen, in dessen Rahmen er auch mit der Bereitstellung von Sachmitteln unterstützt wurde. Zudem erhielt er finanzielle Unterstützung über StarthilfePlus, dem gemeinsamen Programm des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der International Organisation for Migration (IOM) sowie Sachmittelunterstützung durch ERRIN, eine gemeinsame Initiative von 15 EU-Mitgliedstaaten zur Förderung der freiwilligen Rückkehr.
Nach circa einem Jahr Vorbereitung konnte Lucky den Betrieb seiner Fischfarm Anfang 2022 erfolgreich aufnehmen. Er ist dankbar für die Unterstützung, die er von den verschiedenen Stellen in Deutschland und Nigeria erhalten hat. Lucky plant bereits eine Vergrößerung seines Betriebes: Ein Freund, der sich aktuell noch in Deutschland aufhält, möchte nun ebenfalls über NPI nach Nigeria zurückkehren, um in seinem Betrieb mitzuarbeiten. Wir sind gespannt, was die Zukunft für Lucky bringt und wünschen ihm alles Gute.
Lucky, Nigeria
Newplacement international
| Erfahrungsbericht aus dem Projekt Newplacement international