Wie können Kitas rechtspopulistische und -extreme Einstellungen erkennen und ihnen entgegenwirken? Was brauchen diejenigen, die direkt bedroht und angegriffen werden? Welche Rahmenbedingungen müssen Träger schaffen? Ein Online-Seminar der akademie21 zum Thema“ Umgang mit Rechtsextremismus und Populismus in Kitas“ lud am 26. März die Teilnehmenden ein, sich zu den gestellten Fragen Gedanken zu machen und Handlungsoptionen kennen zu lernen.
Dazu gab die Referentin, Sandra Richter wichtige Impulse und erklärte die beiden Phänomene in ihrer Eigenart. Erschreckend war die Erkenntnis für die Teilnehmenden, wie eng die beiden Einstellungen beieinander liegen und wie schnell aus populistischen Meinungen rechtsextreme Verhaltensweisen erwachsen können.
Fallbeispiel aus einer Kita:
Fachkraft 1 fällt seit einiger Zeit auf, dass ihre Kollegin Fachkraft 2 abwertende Bemerkungen über Kinder macht. Das betrifft vor allem die zwei afrodeutschen Kinder in der Gruppe und einen Jungen, der mit seinen beiden Müttern aufwächst. Auch beim Thema Kinderschutz äußert sie sich immer wieder so, dass Fachkraft 1 irritiert ist. So sagte sie neulich: „Also ich bin ja dagegen, dass Kinderschutz von Kitaseite so weit geht, die Elternrechte sollten da Vorrang haben“.
An verschiedenen aktuellen Fallbeispielen zeigte die Referentin auf, wie in Kitas zu erleben ist, dass rechte Einflussnahme auch das pädagogische Feld erfasst. Fachkräfte, Kinder, Familien und gesamte Einrichtungen werden angefeindet. Kinder und Eltern äußern Diskriminierendes oder tragen rechte Symbole in die Einrichtung. Bestimmte Themen werden gezielt zur Mobilisierung genutzt und pädagogische Konzepte wie der Situationsansatz, Sexualpädagogik, gendersensible Pädagogik, Bedürfnisorientierung und vor allem Inklusion und Antidiskriminierung werden massiv in Frage gestellt und angegriffen.
Zur Aufgabe von Kitas gehört, die Menschen- und Kinderrechte aller zu wahren, sie zu schützen und zu stärken. Dies gilt sowohl für die Kinder, die in von rechten Ideologien geprägten Umgebungen aufwachsen müssen, als auch im Besonderen für Kinder, Familien und Kolleg*innen, die durch rechte Ideologien gefährdet und in ihrer Existenz bedroht werden.
Um diesen Schutz-Aufgaben nachkommen zu können, müssen sich die Fachkräfte und Träger unbedingt mit dem Thema auseinandersetzen. Im Seminar wurden dazu Ideen vorgestellt, wie mit den genannten Auffälligkeiten umgegangen werden kann: So wurden Tipps für Gespräche mit rechtsorientierten Personen besprochen. Und es empfiehlt sich, das Thema Umgang mit Rechtspopulismus und – extremismus in das Leitbild und in die Hausordnung aufzunehmen, sodass die Kitas und der Träger konkrete Handlungsoptionen haben.
Abschließend betonten alle Teilnehmenden, wie ihnen dieses Thema „unter die Haut geht“ und dass es wichtig ist, sich bewusst damit auseinanderzusetzen. „Wir dürfen nicht wegschauen: nein wir müssen Gesicht zeigen. Zum Schutz der Kinder und zum Schutz unserer Demokratie.“
Ein weiteres Seminar zu diesem wichtigen Thema wird es im Herbst diesen Jahres geben. https://www.biwe-bbq.de/projektdetails/akademie21
Informationen zum Thema und der Referentin Sandra Richter: www.sandrarichter.net
akademie21
Die akademie21 ist ein landesweites Angebot für pädagogisches Fachpersonal, Fachberatungen, Träger, Unternehmen und Familien. Mit dem bedarfsgerechten Portfolio trägt die Initiative zur Bindung von Fachkräften, sowie zur Attraktivitätssteigerung pädagogischer Berufe und der Weiterentwicklung von Kitas bei.