Mit der Girls'Day Akademie fit für die Berufswelt 4.0

  Reutlingen | BBQ

24 Mädchen aus sechs Reutlinger Schulen erprobten sich ein Schuljahr lang in MINT-Berufen

Automatisierung, Elektronik, Mechanik, Stromkreisläufe und angewandte Chemie in Werkstätten und Wissenschaftslaboren – die Arbeit in technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Berufsfeldern bietet spannende und zukunftssichere Berufschancen. Welche Aufgaben dort auf junge Leute warten, erkundeten 24 Mädchen aus sechs Reutlinger Schulen ein Schuljahr lang im Rahmen der von BBQ Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH durchgeführten Girls'Day Akademie. Am Freitag, den 7. Juli  nahmen sie in festlichem Rahmen ihre Teilnahmezertifikate entgegen.

Das von der Regionaldirektion Baden-Württemberg, der Agentur für Arbeit Reutlingen und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall geförderte Bildungsangebot leistet einen praxisnahen Beitrag zur vertieften Berufsorientierung von Mädchen über Ausbildungs- und Studienwege in den sogenannten MINT-Disziplinen: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Arbeitsfelder, in denen Mädchen strukturell unterrepräsentiert sind. 

Die Girls‘Day Akademie (GDA) setzt sich zum Ziel, Mädchen über ein Schuljahr hinweg die Möglichkeit zu bieten, eine Vielzahl solcher Berufe und regionaler Betrieb kennenzulernen und in den Werkstätten und Workshops praktische Erfahrungen zu machen.

So konnten sie in der KFZ Werkstatt des Automobilhauses Menton BMW, Reifen und Öl wechseln; in der Bio Bäckerei Berger Brezeln schlingen und sich davon überzeugen, mit wieviel Technik ein moderner Handwerksbetrieb ausgestattet ist; mit Azubis in der Feinwerkmechanik-Lehrwerkstatt bei Baumann Springs oder bei Bosch GmbH ein Werkstück herstellen. Sie durften sich bei Heinrich Schmid Systemhaus GmbH von Azubis in die Finessen des Malerns und Tapezierens einweisen lassen und dabei einen Papphocker individuell gestalten und bei Wafios in der Elektronikwerkstatt ein Verlängerungskabel mit TÜV-Prüfsigel selber zusammenbauen. Bei BEC Robotics lernten die Schülerinnen verschiede Arten von Roboter kennen und konnten anschließend selbst einen Cobot programmieren. Sie erkundeten die praxisnahmen Studiengänge am Tag der offenen Tür der Hochschule Reutlingen und experimentierten einen Tag lang im Schülerlabor Chemie der Universität Tübingen.

Neben den Betriebserkundungen nahmen sie an einer Fülle von Workshops teil: So einem Video-Dreh-Wokshop in Zusammenarbeit mit dem SWR Studio Tübingen. Mehreren Technik-Workshops mit dem Unternehmenspartner Innoport, in denen defekte Elektrogeräte demontiert wurden, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen, ein Nachtlicht gelötet und mit Lasercutter gestaltet wurde. In einem Chemie Workshop stellten sie selbst Kosmetik her. In einem Robotik Workshop probierten sie sich im Programmieren aus. In einem Textil-Upcycling Workshop nähten sie aus alten Jeans Taschen und brachten diese mittels Leuchtdioden und elektronischem Faden zum Leuchten. 

Darüber hinaus umfasste das Angebot Seminareinheiten zu Teamtraining, persönliche Stärken, Präsentation und Bewerbung. Die Mädchen lernten Role-Models kennen und tauschten sich über die Bedeutung weiblicher Vorbilder in „frauenuntypischen“ Berufen und Studiengängen sowie über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. 

Beim Abschluss bestätigten die teilnehmenden Mädchen, dass ihnen die GDA nicht nur „viel Spaß gemacht“ habe, sie meinten einhellig: „ich würde sie auf jeden Fall weiterempfehlen“, einige fragten „kann ich nächstes Jahr nochmal daran teilnehmen?“, einig waren sich alle darüber: „die GDA war interessant, ich habe viel Neues erfahren und ausprobiert“. Dass dieses ambitionierte Bildungsprojekt auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg wurde, ist, neben der beispielhaften Kooperationsbereitschaft der regionalen Betriebe, auch auf die gute Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Schulen zurückzuführen. Dieses Jahr waren dies: Wilhelm-Hauff-Realschule Pfullingen, Freie Evangelische Schule Reutlingen e.V., Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule, Eichendorf-Realschule Reutlingen, Friedrich-Förster-Gemeinschaftsschule Reutlingen und Graf-Eberhard-Schule in Kirchentellinsfurt. 

Finanziert wird die GDA jeweils zur Hälfte von der Agentur für Arbeit und von Südwestmetall. Dass Angebote wie die Girls´Day Akademie sinnvoll sind, wissen allen voran die Berufsberater:innen der Reutlinger Arbeitsagentur, denn „eine gute Entscheidung bei der Berufswahl kann man erst treffen, wenn man seine Möglichkeiten kennt“. Seit 2010 biete die Girls'Day Akademie dafür eine hervorragende Chance. „Die Girls'Day Akademie ist für die Metall- und Elektroindustrie weit mehr als eine Aktion zur Förderung von naturwissenschaftlichem und technischem Interesse bei Schülerinnen", betont der Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen, Dr. Jan Vetter. „In unserer Branche ist der Fachkräftemangel ein reales, an manchen Stellen existenzbedrohendes Problem. Gleichzeitig gibt es enorme Potenziale in der jungen Generation. Die Girls'Day Akademie Reutlingen hilft dabei, diese Potenziale zu nutzen. Wir brauchen kompetente Frauen in MINT-Berufen – mehr denn je. Besonders wichtig ist hier ein ganzheitliches, durch den politischen Willen unterstütztes Konzept. Das impliziert auch eine flächendeckende Ganztagsbetreuung, die es Eltern ermöglicht, in ihren gewählten Berufen in Vollzeit zu arbeiten."
Projektleiterinnen Ilze Skuja und Esther Hoffmann, die die Girls'Day Akademie in zwei Gruppen für den gemeinnützigen Bildungsträger BBQ umsetzten, äußerten sich begeistert über das Durchhaltevermögen und die hohe Motivation der Mädchen. „Ihre Girls'Da Akademie-Zertifikate haben sie sich alle mehr als verdient.“

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Experimente und vertiefte Berufsorientierung

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